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Island wieder auf der Karte

Der Isländische Präsident hat sich dieser Tage geweigert, die vollständige Entschädigung englischer und niederländischer Sparer rechtskräftig werden zu lassen. Ein anderer Blog, den ich verfolge, findet das auch okay so. Als ehemaliger Kaupthing Sparer (s. Post Mein Kaupthing Konto) habe ich da meine eigene Sicht. Folgenden Kommentar habe ich geschrieben. Interessante Links zu Island sind rechts unter delicious gelistet.

Es gibt schon ein paar Gründe, warum die Isländer für das Fehlverhalten ihrer Banken gerade stehen müssen.
Der Wohlstand aller Isländer vor der Katastrophe kam ja nicht von Ackerbau und Fischfang, sondern durch die Banken, die internationales Kapital, auch von Kleinsparern, eingesammelt haben. Dabei nutzten die Banken eine Regulierungslücke in der EU/EWR, nämlich dass das nationale Sicherungssystems eines Staates von anderen automatisch anerkannt wird. Außerdem profitierten sie außerordentlich von der laxen heimischen Kontrolle. Wieder mal so eine Lücke im EWR. Diese Kontrolle war übrigens durch die Isländischen Bürger legitimiert. Wenn sie sich heute so sehr daran stören, für die Schäden ihrer Banken einzustehen, dann hätten sie sich genauso gut vor zehn Jahren gegen die Expansion ihrer Banken ins Ausland wehren sollen. Haben sie aber nicht. Der Range Rover wollte ja bezahlt werden.


Statt dann rechtzeitig der EU und dem EURO beizutreten, um das Wechselkursrisiko zu eliminieren, haben die Isländer zum Schutze ihres Fischfangs (zu dem Zeitpunkt schon gar kein wichtiger Wirtschaftszweig mehr) darauf verzichtet. Das war (wieder einmal) ziemlich blöde von den ach so mündigen Bürgern. Ebenso blöde war es, den Expansionsdrang ihrer Banken so weit gehen zu lassen, dass unzählige ausländische Privatanleger ihr Geld dorthin brachten. Wenn man so was nicht bezahlen kann, wenn es schief geht, soll man die Finger davon lassen.

Anscheinend waren auch die Versicherungsgebühren, die der (isländische) Sicherungsfonds erhoben hat, zu niedrig, um heute die Kosten zu decken. Auch da hätten die mündigen Bürger mitreden können. Die Isländer haben für ihre Banken eine Einlagengarantie bis 20.000€ (nicht ISK) pro Bank und Kunde vorgesehen. Und diese Suppe müssen sie jetzt auch auslöffeln.

Wenn es hingegen um Beträge geht, die darüber liegen (und das tut es bei den Engländern, die wollen nämlich eine vollständige Rückzahlung), würde ich ablehnen. Das stand schließlich ziemlich fett bei Vertragsabschluss dabei. Und das tun die Isländer anscheinend auch.

Mittlerweile habe ich mir die Position der Isländer weiter angeschaut. Das platte "Wir wollen gar nicht zahlen", wie es in den deutschen Medien kommuniziert wird, scheint den Sachverhalt nicht korrekt wiederzugeben. Es scheint bei den Verhandlungen ums Kleingedruckte zu gehen. Ich mache mich hier die Tage noch mal schlau.

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