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IBM: Management per Wunschvorstellung

Getreu der Logik der Märkte (Wir brauchen eine Wachstumsstory!) hat IBMs Generalsekretär Vorstandsvorsitzender Palmisano im Mai dieses Jahres IBMs Fünfjahresplan verkündet. Er will den Gewinn pro Aktie bis 2015 verdoppeln: von knapp 10 USD auf 20 USD pro Aktie. Um das zu erreichen, reicht ein reines Umsatzwachstum nicht (dann müsste man den ohnehin schon hohen Umsatz von 98 Mrd USD nämlich verdoppeln). Zusätzlich müssen auch die Renditen (Gewinn pro Umsatz) steigen.

Aus Deutschland, dem wichtigsten sozialistischen Bruderland der wichtigsten Landesgesellschaft in Europa, kommen jetzt aber gleich zum Start des Fünfjahresplans schlechte Neuigkeiten. Statt Umsatz und Gewinn auszubauen, hat die deutsche Landesgesellschaft 7% Umsatzeinbußen nach Amerika gemeldet. Die globale Zielerreichung ist durch die Entwicklung der Landesgesellschaft massiv gefährdet, weshalb es vom Generalkommitee aus der Zentrale in Armonk, NY, mächtig Druck gibt.

Der IBM-Deutschland Chef, Martin Jetter, hat daraufhin einen internen Brandbrief geschrieben, in dem er die Leistungen seiner der deutschen Mitarbeiter als „unzureichend“ kritisiert; auch eine Form der Mitarbeitermotivation. Bei insgesamt 21.500 Beschäftigten ist es wenig überraschend, dass sein motivierender Führungsstil es in die Medien schaffte; die FTD berichtete. Kleine Managementberatung meinerseits: Zum Job eines IBM-Deutschland-Chefs gehört neben dem siebenstelligen Gehalt, dem Dienstwagen, den Kuratoriumssitzen und der Einladung in die gängigen Talkshows auch die leidliche Verantwortung für die Entwicklung von Geschäft und Umsatz. In Armonk sehen sie das wahrscheinlich ähnlich.


In der Beziehung amerikanische Zentrale zu deutscher Landesgesellschaft findet sich ein gängiges Managementprinzip von Großkonzernen: Divide und Conquer. Statt alles von der Zentrale zu machen, werden den Einzeleinheiten Freiräume zugestanden. Zusätzlich werden Zielvorgaben in Bezug auf Umsatz und Gewinn definiert. Sieht erst einmal sinnvoll aus.

Irgendwann lernt das Zentralkomitee die Unternehmensführung aber, dass der Fünfjahresplan selbst die Lösung ist. Ich muss einfach nur einem Wunsch per Zielvorgabe Gestalt verleihen (z.B. Verdoppelung des Gewinns pro Aktie) und dann wird es auch so passieren; Management by Wunschvorstellung.

Im realen Leben liegt zwischen Wunsch und Wirklichkeit noch die eigentliche Umsetzung. Und die kann tricky sein, z.B. im Falle IBM Deutschlands. Es ist ja nicht so, dass IBM Deutschland im luftleeren Raum agiert und die Margen beliebig drehen könnte. Ganz im Gegenteil: Die deutschen Geschäftsbereiche von IBM, die ich aus meinem Job als IT-Berater kenne, sprechen eher für dürftigere Margen in der Zukunft.

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