Direkt zum Hauptbereich

Mietfrei im Alter

Dank der langjährigen Arbeit in Büros leide ich mit knapp 35 Jahren an Rückenschmerzen. Ich war beim Orthopäden, der verschrieb mit Physiotherapie und jetzt habe ich Hausaufgaben: Übungen zur Stärkung der Rückenmuskulatur. Und weil ich noch viele weitere Jahre im Büro am Schreibtisch arbeiten will (und muss), mache ich die ausgesprochen fleißig.

Parallel läuft bei mir dabei der Fernseher. Umschalten ist etwas schwierig, während man Katzenbuckel, Pferderücken macht, so kam ich diese Woche in den Genuss eines Wiso Beitrags zum Immobilienmarkt. Das Thema beschäftigt mich schon länger und von Wiso versprach ich mir einen interessanten Beitrag, der zumindest Pro und Contra abwägt. Pustekuchen, Immobilienexperten und Makler reichten sich die sprichwörtliche Klinke in die Hand.

Ein Experte führte drei Gründe für die gute Immobilienentwicklung an, die ich hier einmal aufgreifen will:
  1. Die deutschen Preise seien im internationalen Vergleich zu niedrig.
  2. Zinsen seien günstig, wenn nicht jetzt, wann dann?
  3. Man könne mietfrei im Alter leben. 


Zu 1) Immobilienblasen waren schon immer gut für die Preisentwicklung, siehe Spanien, Irland oder England.

Zu 2) Man muss nicht gleich mit dem Bewerten von Zinsprodukten anfangen, um zu erkennen, dass das Zinsniveau auch Einfluss auf das Preisniveau hat. Wenn niedrige Zinsen einen Anreiz darstellen, Immobilien zu erwerben, dann haben wir aktuell eine erhöhte Nachfrage nach Immobilien, sprich erhöhte Preise. Inwiefern die Preise bei steigenden Zinsen fallen werden, wird die Zukunft zeigen.

Zu 3) Das Argument war dann der Punkt, wo ich den Beitrag nicht mehr ernst genommen habe. Was hilft es mietfrei im Alter zu leben, wenn die Wohnung zu groß für zwei ist, die Treppen nicht mehr erklimmbar sind oder der Weg zum Einkaufsladen zu weit ist? Und mietfrei ist nicht kostenfrei. Nebenkosten laufen auf (umso größer die Wohnung umso mehr), Reparaturen sind fällig und ab und an muss man auch größere Summen investieren, z.B. für neue Fenster.

Und selbst der Gedanke, dank Immobilie fürs Alter zu sparen, muss mit Vorsicht genossen werden. Unsere Bevölkerung schrumpft und wird älter. Die regionale Wirtschaftsentwicklung lässt sich nicht linear fortsetzen: Wuppertal war auch mal eine reiche Stadt. Und während heute wieder alle in die Stadt wollen, kann es sehr gut zu sein, dass unsere Kinder, aufgewachsen in engen Vierzimmer-Wohnungen ohne Garten, wieder raus in den Vorort wollen.

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Finanzblog des Jahres? Sicherlich.

Dieser Blog wird ab morgen für den Finanzblog des Jahres Finance Blog of the Year nominiert sein. Die Organisatoren von Smava, einer P2P-Bank, haben mir einen entsprechenden Kommentar an meinen SOA Post  angehängt . Wobei sie verwundert bemerkt haben, dass ich überhaupt keine Kontaktdaten auf der Seite habe... KURZER HINWEIS: Der Blog ist anonym, weil ich ungern beim Kunden oder von meinem Chef darauf angesprochen werden möchte. Ich verdiene kein Geld mit meinen zwölf Lesern am Tag und habe auch keine Werbung. Gehostet wird er in den USA (blogspot.com). Deswegen spare ich mir auch das Impressum. Damit wäre dann auch klar, dass ich nicht gewinnen will. ;)

Thomas Fischer bei der WestLB

2004 kam Thomas Fischer zur WestLB : Die WestLB stand damals vor einem Scherbenhaufen. Einerseits liefen die Landesgarantien auf EU-Weisung im nächsten Jahr aus. Andererseits hatte die Bank die Jahre zuvor durch riskante Investment Banking Geschäfte sehr hohe Verluste eingefahren. Trotzdem darf man die Situation der WestLB 2004 nicht mit ihrer Situation heute verwechseln. Bestimmte Geschäftsbereiche, z.B. Teile des Investment Bankings, galten im Landesbankensektor als attraktiv. Nicht umsonst waren die LBBW und Baden-Württemberg noch 2007 (vor der Finanzkrise) stark an einer Übernahme Fusion mit der WestLB interessiert. Thomas Fischer kam mit einem exzellenten Ruf von der Deutschen Bank. Dort saß er im Vorstand und war Hauptkonkurrent von Josef Ackermann um den Posten des Vorstandsvorsitzenden gewesen. Er war unterlegen und ging. Gehässig könnte man sagen zurecht; dazu später mehr.

Wette: Stephan Kohn passiert gar nichts

Stephan Kohn ist ein seit kurzem beurlaubter Beamter des Bundesinnenministeriums. Er hatte in einem internen Papier, die Corona Strategie der Regierung angezweifelt und hinterfragt. Seine Grundfrage war, ob die Maßnahmen, die wir gegen Corona ergreifen, nicht mehr Leben kosten als Corona selbst. Es braucht keine großen Modellannahmen, um zu diesem Schluss zu kommen. In den Medien wurde er schnurstracks in die rechte Ecke sortiert und als Verharmloser tituliert. Die direkte Reaktion des BMIs war, ihn freizustellen und mit rechtlichen Schritten zu drohen, d.h. der Entfernung aus dem Beamtenstatus. Und ich stelle mich jetzt mal hin und wette, Stephan Kohn passiert gar nichts. Meine Begründung ist ziemlich einfach. Gerichtsverfahren sind immer mit Risiko für beide Parteien versehen. Das Risiko für Stephan Kohn ist überschaubar, weil schon eingetreten. Das Risiko für das BMI und Herrn Seehofer hingegen ist so groß, dass ich überrascht wäre, wenn es überhaupt zu einer Verhandlung kommt