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Die 400€ Zusatzrente

Auf den ersten Blick erscheint eine Zusatzrente von 400€ als wenig. Wenn man unterstellt, dass die laufenden Kosten (Wohnung, Nahrungsmittel, Versicherungen, ...) durch die gesetzliche Rente bzw. Vermögen (das eigene Haus) abgedeckt sind, dann können 400€ ein wesentlicher Beitrag zur eigenen Lebensqualität sein. Man kann jede Woche Essen gehen (50€), zwei Mal im Jahr Urlaub machen (2000€) oder tolle Geschenke für die Enkel kaufen (100€).

Die Frage ist nun, wieviel man bis zum Renteneintritt sparen muss, um so eine Zusatzrente zu erzielen. Ich möchte an dieser Stelle drei mögliche Lösungen präsentieren:
  1. 330 T€.
  2. 165 T€.
  3. 71 T€.
Es wird eine durchschnittliche Inflation von 2% unterstellt und ein risikofreier Zins von 5%. Der Renteneintritt liegt 37 Jahre in der Zukunft und in der Rente wird eine Lebenserwartung von 20 Jahren unterstellt. Alle Werte sind gerundet.



Zuallerst kann man ausrechnen, was 400€ heutiges Geld in 37 Jahren sind:
400 * (1.02^37) = 830€.
Die Inflation haut ganz schön rein.

Als zweites kann man sich überlegen, wieviel Geld man heute anlegen müsste, um z.B. in 37 Jahren 330T€ zu bekommen. BWLer nennen das den Barwert und der ergibt sich, indem man die Zinsen zurückrechnet (diskontiert):
Betrag/(1+Zinsen)^Jahre.
Es ergeben sich:
  1. 330 T€ -> 54 T€
  2. 165 T€ -> 27 T€
  3. 71 T€ -> 11 T€
So weit so gut. Jetzt zur Frage, wie ich auf die einzelnen Lösungen von oben komme.

Die erste Lösung ergibt sich, wenn man in der Rente allein von den Kapitalerträgen leben will. Die Kapitalerträge müssen dabei a) 830€ im Monat bzw. 10T€ im Jahr abwerfen und b) die Inflation kompensieren. 20 Jahre sind eine lange Zeit. Auf den Wert kommt man, indem man 830 * 12 / (5%-2%) teilt.

Die zweite Lösung unterstellt einen Kapitalverzehr. Wozu soll man einen Kapitalstock haben, wenn man tot ist? Man entnimmt also kontinuierlich Geld, bis der Topf nach 20 Jahren leer ist. Wer länger lebt, hat Pech gehabt. Im Ernst: Dafür gibt es Versicherungen, die das "Risiko" länger zu leben ausgleichen können. Die verlangen eine Prämie. Hierfür unterstelle ich 10%. Ausrechnen kann ich das nicht, Excel hingegen schon:

  • = bw((5%-2%)/12;20*12;-830;0;1) * 1,1.

Die dritte Lösung ist sicherlich die spannendste. Sie unterstellt, dass man neben der gesetzlichen Rente für zehn Jahre noch einen 400€ Job macht bzw. das zukünftige Äquivalent eines 400€ Jobs. Ich nehme hierbei an, dass die Gehaltsentwicklung einen Inflationsausgleich schafft. D.h. man kann einen 400€ Job von heute ohne Probleme mit einem 830€ Job in 37 Jahren vergleichen. Nach 10 Jahren schwenkt man dann auf den Sparstrumpf um, den man mit Kapitalverzehr leert. Der Sparstrumpf ist hierbei voller, weil er 10 Jahre länger Zeit hatte, die Zinseszinsmagie zu entfalten. Zum Wert kommt man mit Excel:

  • = bw((5%-2%)/12;10*12;-1010€;0;1)*1,1.

Mit diesen Beispielrechnungen wollte ich zeigen, dass selbst Minibeträge à 400€ unter Berücksichtigung der Inflation ziemliche Sparaufwendungen erfordern. Wenn Ihr mich fragt: Da arbeite ich lieber länger.

Kommentare

  1. Ich fürchte, 5 % Verzinsung bei 2 % Inflation sind ziemlich aggressiv gerechnet. Wenn man nur von 3-4 % ausgeht, muß man noch deutlich mehr zurücklegen...

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  2. Stimmt völlig. Ich wollte kein zu fieses Szenario basteln, um die Mühen zu demonstrieren, die mit 400€ Rente verbunden sind.

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