Momentan werden viele Ideen gefloatet, was zu tun ist, um das Entstehen einer weiteren Banken-Blase zu verhindern: eine neue Bankenabgabe, eine Transaktionssteuer, eine Bonussteuer, schärfere Regulierung oder mehr Eigenkapital. Den Blick nach Griechenland oder auf den Markt für amerikanische Gewerbeimmobilien gerichtet, muss ich sagen: Wahrscheinlich ist es dafür bereits zu spät.
Mehr Eigenkapital, weniger Derivate, oder höhere Abgaben, das sind alles gute Ideen, die ich unterstütze. Sie haben nur den Nachteil, dass es sich um Prozesslösungen handelt: Wie verändere ich den Finanzmarktprozess, so dass die kritischen Auswüchse ausbleiben. Die Ursachen für die Auswüchse werden durch eine Prozesslösung nicht adressiert. Es ist zu erwarten, dass die Finanzmarkt-Akteure auf Prozessänderungen reagieren, indem sie neue Schlupflöcher suchen und finden. Ihre Ziele bleiben ja unverändert: schnell viel Geld zu verdienen. Scheiß aufs Risiko und die langfristigen Folgen für die Allgemeinheit.
Zudem sind es zumeist Vorschläge, die innerhalb des Finanzsektors denken. Sie verwenden die Mittel des Finanzsektors (Eigenkapital, "Produkte", Regulierung, ...), um Probleme zu lösen, die der Finanzsektor zwar zu verantworten hat, deren Auswirkungen aber deutlich über den Finanzsektor hinausgehen. Indem man nur innerhalb des Finanzsektors denkt, schränkt man seinen Lösungsraum gravierend ein. Hat man einen Hammer, ist jedes Problem ein Nagel.
Als Bürger stelle ich mir die Frage, welche Ziele wir als Staat verfolgen und wie wir diese erreichen können. Bei der HRE, Lehman, IKB oder jetzt Griechenland wurden grob folgende Gründe für die staatliche Intervention genannt:
- Sicherstellung der Versorgung der Wirtschaft mit Krediten.
- Schutz des (Klein-)Sparers und der Altersvorsorge.
Zu 1) hat der Staat bereits eine alternative Antwort in Form des Deutschlandfonds aufgezeigt. Hier agiert der Staat als Kreditgeber. Zwar schaltet er zum Teil immer noch Banken als Dienstleister dazwischen. Das Kreditrisiko, also der Kern des Kredits, liegt aber beim Staat, sprich, der Staat ist selbst Bank.
Zu 2) hat der Staat auch schon eine Lösung aufgezeigt. Die Idee eines Tagesgeldkontos beim Bund stand im Raum, ist aber wieder in der Versenkung verschwunden. An sich hat der (deutsche) Staat ausreichend Finanzierungsbedarf und er gilt als bestmöglicher Gläubiger. Man könnte ohne weiteres Liquidität in Höhe von 70% des Bruttoinlandprodukts dort parken. Die Sparer wären in Sicherheit und die Rendite könnte es gegenwärtig auch mit den gängigen Tages-und Festgeldkonten aufnehmen. Wer mehr Rendite will, verlässt das staatliche System, muss dann aber damit leben, weniger Sicherheit zu haben. Für den echten Kleinsparer mit Vermögen im unteren fünfstelligen Bereich sollte das passen.
Noch ein Wort zur Altersvorsorge. Hier hatten wir bereits ein System, das ohne Finanzmarkt auskam: die gesetzliche Rente und den Generationenvertrag. Klingt langweilig, hat aber zwei Weltkriege und die Wiedervereinigung überstanden. Die gesetzliche Rente dieser Tage wird vielen zukünftigen Empfänger nur noch eine Mindestrente zahlen. Es wird daher verlangt, privat vorzusorgen, weil der Finanzmarkt ja in the long run ach so hohe Renditen abwirft. Dass die steigende Lebenserwartung eine Lebensversicherung genauso hart trifft wie die gesetzliche Rente, dass bei der privaten Altersvorsorge sich viele entlang des Weges die Taschen vollmachen und dass die Renditeannahmen aus den Beispielrechnungen utopisch sind, verschweigt man gern.
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