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Es werden Posts vom August, 2010 angezeigt.

Duftmarken setzen

Als Berater hat man relativ häufig die Freude, sich aufs Neue beweisen zu müssen. Man ist frisch im Projekt. Der Kunde kennt einen nicht, sondern nur den CV, die Anpreisungen des Vertrieblers und die Stimme vom Telefoninterview. Und häufig stehen einem die neu gewonnenen Kollegen sehr skeptisch gegeüber: Die Internen unterstellen selbst günstigen IT-Beratern, dass die Tagessätze ach so hoch und ungerechtfertigt seien. Die externe Konkurrenz wartet nur auf die Chance, die Projektstelle mit eigenen Mitarbeitern zu besetzen. Wie konnte man nur in ihrem Revier wildern? Dann kommt hinzu, dass die gängige Probezeit von sechs Monaten für Interne bei externen Beratern sehr viel kürzer ausfällt. Manche Banken beauftragen monatsweise, das heißt zu jedem Monatsende (auch dem ersten) könnte man weg sein. Man steht also etwas unter Stress. Eine Taktik, die sich bei mir bewährt hat, ist es, eine Duftmarke zu setzen. Man sucht sich eine Aufgabe, die die Aufmerksamkeit der Projektleitung ( Manage

Stuttgart 21 und die liebe Nachbarschaft

Das aktuelle Bahn-Prestigeprojekt heißt Stuttgart 21 . Statt eines oberirdischen Kopfbahnhofs soll ein unterirdischer Durchfahrtsbahnhof entstehen, der über Tunnel angefahren wird. Klingt wahnsinnig? Wahnsinnig teuer: 5 Mrd and counting . Die Befürworter führen einige Punkte für den Bahnhof auf. Zuallerst sind Kopfbahnhöfe nicht ohne Grund unpopulär : Sie kosten Zeit. Wer z.B. aus dem Südwesten aus Stuttgart zum Hauptbahnhof will, fährt eine schöne Spirale um die Innenstadt: Noch schöner als in Stuttgart sind übrigens die Spiralfahrten um Frankfurt herum, wenn man auf der Nord-Süd-Achse unterwegs ist. Wie ich es hasse... Neben der extra Wegstrecke kosten auch Gleiskreuzungen viel Zeit. Angenommen ich komme aus Karlsruhe (Nordwesten) und will nach München (Südosten). Dann muss ich einmal alle Gleise des Bahnhofs kreuzen: Ich blockiere also den gesamten Verkehr des Bahnhofs. Mit Sicherheitsabstand ist man schnell bei drei Minuten , die ein Zug, der von Nordwesten kommt und nach Süd

Der große Beraterverschiebebahnhof

Montag morgens, Donnerstag abends oder Freitag nachmittags findet in Deutschland der große Beraterverschiebebahnhof statt. Ob mit Flugzeug, Bahn oder PKW, die Berater Deutschlands machen sich am Montag auf, um zum Kunden zu kommen. Und Donnerstag bzw. Freitag geht es dann nach Hause zurück. Dabei fliegt Berater Müller montags von Hannover nach München, um BMW im Customer Relationship Mangement (CRM) zu beraten. Berater Schmidt hingegen, ähnlicher Background, fliegt von München nach Hannover, um die gleiche Dienstleistung für Volkswagen zu erbringen. Global betrachtet ist das der schiere Wahnsinn. Die Mitarbeiter Schmidt und Müller sind unter der Woche nicht zu Hause. Die Arbeitgeber von Schmidt und Müller müssen nicht unwesentliche Reisekosten tragen (Spesen, Hotel, An- und Abreise). Die Umwelt wird belastet. Und das alles, ohne dass für unsere Volkswirtschaft echter Mehrwert entsteht. Die Dienstleistung hätte bei gleicher Qualität lokal erbracht werden können.

Echter Reichtum 2010

In einer bekannten Szene von Wallstreet, Gekko (Michael Douglas) und Buddy (Charlie Sheen) sitzen gerade in einer Stretch-Limousine, klärt Gekko Buddy auf, was echter Reichtum sei : "Wake up, will ya pal? If you're not inside, you're outside, OK? And I'm not talking a $400,000 a year working Wall Street stiff flying first class and being comfortable, I'm talking about liquid. Rich enough to have your own jet. Rich enough not to waste time. Fifty, a hundred million dollars, Buddy." Im Kern macht er sich lustig über die kleinbürgerliche Vorstellung von Reichtum, die Buddy hat (und damit ein Großteil der Zuschauer): Flüge erster Klasse, den Skiurlaub im Frühjahr und der weihnachtliche Trip in die Karibik, die Villa, der große Fernseher, das Cabrio, die Tasche von Prada ... Ha, wie spießig. Bei Stone neigt man schnell dazu, seine Charaktere als überzeichnet zu verstehen. Manchmal versucht er zu stark, die Message nach Hause zu bringen. Hier nicht. Die Realität

Die Pendlerpauschale

Als Pendler ist man einigen Anfeindungen ausgesetzt. Die Grünen beklagen die Zersiedelung der Landschaft und den pendelbedingten erhöhten CO2-Ausstoß. Die Neider sehen im günstigen Einfamilienhaus auf der grünen Wiese einen Angriff auf ihren Wohlstand. Und die Liberalen halten die Pendlerpauschale für eine schlimme Subvention, die wirtschaftliche Fehlallokation bedingt (Bauen im Grünen) und das Steuersystem unnötig verkompliziert (Steuererklärung auf dem Bierdeckel). In meiner Schulzeit konnte ich die Haltung nachvollziehen. Ich wohnte 2km von der Schule, zu der ich dann mit dem Fahrrad fuhr. In meiner Ausbildung brachte mir die Pendlerpauschale nichts. Ich fuhr einmal durch die Stadt, immerhin 30min S-Bahn, zahlte aber dank der geringen Azubi-Löhne ohnehin keine Steuern: Wer keine Einkommensteuern zahlt, profitiert auch nicht von Steuersparmodellen. Nach dem Studium jedoch fing ich an zu pendeln. Das war nicht dem Wunsch nach dem Heim im Grünen geschuldet, sondern einfach meiner Le

Mythos blöde Landesbanker

Die von Bloggern sehr geschätzte Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) hat vor kurzem eine kleine Studie zum aktuellen Reformbedarf in Deutschland publiziert . Einerseits soll der Staat die Banken besser regulieren und die Aufsicht verbessern, andererseits sich möglichst schnell von seinen Bankbeteiligungen trennen. Adressiert werden hier primär die leidigen Landesbanken. Die Landesbanken sind in der Bankenkrise so etwas wie die omnipräsenten Prügelknaben. Sie haben ahnungslos den amerikanischen Wertpapier-Giftmüll gekauft. Motto: Sell it to the Landesbanken ! Auch das Osteuropa-Geschäft haben sie forciert. Und das alles unterfeuert vom Auslaufen der Landesbürgschaften. Das Risikomanagement hielt nicht Schritt. Milliarden waren letztlich nötig, um die Landesbanken am Leben zu erhalten. Schnell hört man auch die Klage, ach hätten wir den Sektor doch nur vor Jahren konsolidiert … Und im Gezeter geht irgendwann der Bezug zur Realität der Finanzkrise unter. An den miesen Lande

Unwissenheit schützt vor Strafe nicht, Unfähigkeit schon

Die Meldung hatte ich fast verpasst. Gottseidank gibt es die Presseschau des Blicklogs : Das Strafverfahren gegen meinen Spezi Thomas Fischer wird eingestellt . Er zahlt 150.000€, davon 30.000€ an die Staatskasse und 120.000€ an eine gemeinnützige Kinderstiftung. Wie zu erwarten stellt die Zahlung kein Schuldeingeständnis dar. 150.000€ kann Thomas gut verkraften. Zu WestLB-Zeiten und davor wurde er mit Millionen entlohnt. Und noch heute zahlt ihm die WestLB ein Ruhegehalt im sechsstelligen Bereich. Dazu dürften noch Zahlungen seiner vorherigen Arbeitgeber (Deutsche Bank, LBBW) kommen. Wenn alles gut geht, kann er die "Spende" auch steuerlich geltend machen. Was will man mehr? Verfahren ad acta, Kindern geholfen und Steuern gespart. Dieser Ausgang ist wenig überraschend. Wie ich bereits zur kfw schrieb : Unfähigkeit ist prinzipiell erst einmal nicht strafbar, anders als Unwissen. Es bedarf des Vorsatzes und den nachzuweisen ist verdammt schwer.

Haider in Liechtenstein

Die Hypo Alpe Adria Affäre ist immer wieder für ein Schmunzler gut. Dieser Tage wird bekannt, dass sich Jörg Haider wohl einen Teil des Kuchens abgeschnitten hat. Einige Liechtensteiner Konten wurden im Zuge von Korruptionsermittlungen gefunden. Das Geld sei aber weg: „Haider hat sich bitter beschwert, dass der Depp das Geld verspekuliert hat.“ Das mag im konkreten Einzelfall stimmen. Man sollte aber die Börsenweisheit im Hinterkopf behalten: Das Geld ist nicht weg, es hat nur wer anders. Tatsächlich sind der Finanzmarkt und das Spekulieren gute Werkzeuge zur Geldwäsche . Das Grundprinzip läuft in etwa so, auch wenn die technische Abwicklung natürlich sehr viel komplexer sein dürfte: Ich habe einen Pool sauberen Geldes und einen Pool mit Schwarzgeld. Mit dem Schwarzgeld spekuliere ich am Kapitalmarkt. Statt auf Gewinn zu gehen, gehe ich auf Sicherheit. Ich teile meine Wetten derart auf, dass ich abzüglich der Transaktionskosten immer wieder meinen Ursprungsbetrag verdiene. Kleine