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Was Risikomanager von Rollenspielern lernen können

Ich habe im Netz eine Aufstellung von Eigenschaften gefunden, die einen schlechten Rollenspieler auszeichnen. Die Punkte sind:
  1. Playing a caricature, not a concept.
  2. Thinking your numbers are your character.
  3. Min-maxing.
  4. Worrying only about yourself, not about the group.
  5. Thinking every situation can be resolved by force.
  6. Never elaborating.
  7. Never roleplaying.

Eine detaillierte Erklärung der einzelnen Punkte und ihrer Bedeutung findet sich auf der Quellenseite. Hier meine kurze Übersetzung, was einen schlechten Risikomanager auszeichnet:

  1. Managing models, not your bank's business. Die meisten Risiken haben eine Kerneigenschaft: Sie lassen sich nicht genau beziffern. Deswegen verwendet man Modelle, die die Risiken repräsentieren sollen. Aber es sind nur Modelle. Sie entbinden einen Risikomanager nicht von der Aufgabe, sich mit dem Geschäft der Bank zu beschäftigen.
  2. Thinking your risk numbers are your risk. Selbst dort, wo ich über Modelle zu "tollen" Zahlen komme, muss ich mir bewusst machen, dass Modelle immer vereinfachen. Häufig wird z.B. eine Normalverteilung unterstellt, um Konfidenzintervalle zu berechnen. Wie so häufig, ist die Normalverteilungsannahme auch im Bankenbereich unpassend, Stichwort Tail Risks.
  3. Min-Maxing equity and return on equity. Das Spiel der Banken der letzten Jahre war es, das Eigenkapital möglichst niedrig anzusetzen, um die Eigenkapitalrendite (Return on equity, RoE) möglichst hoch zu treiben. Zum Senken des Eigenkapitals wurden üppige Dividenden gezahlt oder, schlimmer, Aktienrückkaufprogramme gestartet. Dadurch stieg die Verschuldung der Banken und der Puffer für Krisen wurde immer schmaler. Hinzu kommt, dass man im Boom sehr viel billiger an Eigenkapital kommt als in der Krise.
  4. Worrying only about yourself, not about your group. Der grassierende Egoismus und die Gier haben der Krise Vorschub geleistet.
  5. Thinking every risk can be modelled. Nicht jedes Risiko ist modellierbar bzw. über Modelle zu kontrollieren. Ein Klassiker sind operationelle Risiken. Hierbei handelt es sich um
    "die Gefahr von Verlusten, die in Folge der Unangemessenheit oder des Versagens von internen Verfahren, Menschen und Systemen oder in Folge von externen Ereignissen eintreten."
    Ein bekanntes Beispiel ist M. Kerviel, der die Adminpasswörter kannte und sich einfach selbst seine Limitfreigaben erteilt hat. Um hierfür zu einer Zahl zu kommen, kann man viele schlaue Verrenkungen anstellen. Man kann aber auch darüber nachdenken, welche Schwächen die eigenen Prozesse haben und an deren kontinuierlicher Verbesserung arbeiten.
  6. Never understanding. Ob die Risikomanager die Produkte ihrer Bank wirklich verstanden haben, ist fraglich.
  7. Never risk managing.

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