Direkt zum Hauptbereich

Sein eigener Türsteher sein

Vor langer Zeit hatte ich eine "Serie" zum Umgang mit zu viel Arbeit begonnen. Mit der war nach zwei Posts Schluss, weil ich mich dann anderen Themen gewidmet habe. Aus aktuellem Anlass werde ich heute damit fortfahren.

Wir saßen neulich im Restaurant und eine Freundin meiner Freundin beschrieb den Ärger, den sie auf der Arbeit hat. Sie hat seit längerer Zeit ein wichtiges Projekt, das sie voll fordert. Trotzdem hat ihr Chef ihr kurzfristig eine unwichtige und unnötige Zusatzaufgabe aufgedrückt. Erst für Anfang September, dann nach kurzer Diskussion für Mitte September. Es war nicht das erste Mal, dass ihr Chef sie auf diese Weise auf Trapp hält und sie von den wichtigen Aufgaben abhält.

Wer sich die Situation von außen anschaut, kann verschiedene Erklärungen für das Verhalten des Chefs identifizieren:

  1. Er schätzt seine Mitarbeiterin und möchte ihr durch das Zuteilen von Sonderaufgaben sein Vertrauen beweisen und ihr Möglichkeit geben, sich noch mehr im Betrieb zu beweisen.
  2. Er hat aus der Vergangenheit gelernt, dass seine Mitarbeiterin belastbar ist und auch mit kurzfristigen Zusatzaufgaben klarkommt. Sein Verhalten (schlechte Übersicht und Planung) wurde belohnt und wird weiter gezeigt.
  3. Er mißbraucht seine Authorität und ihre Hilfsbereitschaft.

Alle Erklärungen zusammen sind treffend. Es hilft aber nicht, die Motivation seines Chefs zu ergründen. Wichtig ist zu analysieren, wie man damit umgeht.

Man kann jetzt einfach mehr arbeiten. Das funktioniert auf die Dauer nicht. Etwas besser ist es, effizienter zu arbeiten. Am besten ist es aber, die Aufgabe gar nicht erst übertragen zu bekommen. Keine Arbeit ist weniger Arbeit als keine Arbeit. Wenn es um Arbeit geht, muss man deshalb sein eigener Türsteher werden.

Kommentare

  1. hat bei mir heute leider nicht geklappt. mache die arbeit jetzt absichtlich so schlecht, dass ich in zukunft damit nicht mehr belästigt werde :P

    AntwortenLöschen

Kommentar veröffentlichen

Beliebte Posts aus diesem Blog

Finanzblog des Jahres? Sicherlich.

Dieser Blog wird ab morgen für den Finanzblog des Jahres Finance Blog of the Year nominiert sein. Die Organisatoren von Smava, einer P2P-Bank, haben mir einen entsprechenden Kommentar an meinen SOA Post  angehängt . Wobei sie verwundert bemerkt haben, dass ich überhaupt keine Kontaktdaten auf der Seite habe... KURZER HINWEIS: Der Blog ist anonym, weil ich ungern beim Kunden oder von meinem Chef darauf angesprochen werden möchte. Ich verdiene kein Geld mit meinen zwölf Lesern am Tag und habe auch keine Werbung. Gehostet wird er in den USA (blogspot.com). Deswegen spare ich mir auch das Impressum. Damit wäre dann auch klar, dass ich nicht gewinnen will. ;)

Thomas Fischer bei der WestLB

2004 kam Thomas Fischer zur WestLB : Die WestLB stand damals vor einem Scherbenhaufen. Einerseits liefen die Landesgarantien auf EU-Weisung im nächsten Jahr aus. Andererseits hatte die Bank die Jahre zuvor durch riskante Investment Banking Geschäfte sehr hohe Verluste eingefahren. Trotzdem darf man die Situation der WestLB 2004 nicht mit ihrer Situation heute verwechseln. Bestimmte Geschäftsbereiche, z.B. Teile des Investment Bankings, galten im Landesbankensektor als attraktiv. Nicht umsonst waren die LBBW und Baden-Württemberg noch 2007 (vor der Finanzkrise) stark an einer Übernahme Fusion mit der WestLB interessiert. Thomas Fischer kam mit einem exzellenten Ruf von der Deutschen Bank. Dort saß er im Vorstand und war Hauptkonkurrent von Josef Ackermann um den Posten des Vorstandsvorsitzenden gewesen. Er war unterlegen und ging. Gehässig könnte man sagen zurecht; dazu später mehr.

Wette: Stephan Kohn passiert gar nichts

Stephan Kohn ist ein seit kurzem beurlaubter Beamter des Bundesinnenministeriums. Er hatte in einem internen Papier, die Corona Strategie der Regierung angezweifelt und hinterfragt. Seine Grundfrage war, ob die Maßnahmen, die wir gegen Corona ergreifen, nicht mehr Leben kosten als Corona selbst. Es braucht keine großen Modellannahmen, um zu diesem Schluss zu kommen. In den Medien wurde er schnurstracks in die rechte Ecke sortiert und als Verharmloser tituliert. Die direkte Reaktion des BMIs war, ihn freizustellen und mit rechtlichen Schritten zu drohen, d.h. der Entfernung aus dem Beamtenstatus. Und ich stelle mich jetzt mal hin und wette, Stephan Kohn passiert gar nichts. Meine Begründung ist ziemlich einfach. Gerichtsverfahren sind immer mit Risiko für beide Parteien versehen. Das Risiko für Stephan Kohn ist überschaubar, weil schon eingetreten. Das Risiko für das BMI und Herrn Seehofer hingegen ist so groß, dass ich überrascht wäre, wenn es überhaupt zu einer Verhandlung kommt