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Hand zum Mund Disposition

Im September saß ich im Büro mit einem Kollegen von einer anderen Beratungsfirma. Er stand kurz vor seinem Projektausstieg und erzählte mir voller Stolz, dass er demnächst erst einmal im Office sein würde. Alles war gebucht und er freute sich darauf, interne Themen zu bearbeiten. Das war eine Woche vor Projektende und hielt bis einen Tag vor Projektende. Dazwischen hatten seine Chefs ihn mehrfach angerufen. Am Tag vor dem Projektende stand dann fest, dass er nicht ins Büro kommen würde, sondern dass der nächste Kunde auf ihn wartete.

Dazu muss man wissen, dass Zeit im Office für Beratungsfirmen wie Weihwasser für den Teufel ist: Im Office verdient man kein Geld. Man kann zwar an Akquisen mitschreiben oder sich weiterbilden. Aber man verdient eben kein Geld. Deswegen ist die Phase des Projektendes immer die, wo man am meisten mit seinem Chef zu tun hat. Mach mal den Lebenslauf neu. Guck dir das an. Der Chef mag sich monatelang nicht melden, wenn es ums Geld geht, hat man seine volle Aufmerksamkeit. Und meistens hat man eben direkt im Anschluss den nächsten Auftrag. Kleiner Nachteil dieser Form der Disposition: Die Zuordnung erfolgt nicht Interessen oder Kompetenz getrieben, sondern nach dem Hand-zum-Mund-Prinzip.

In meinem Fall hatte ich zuletzt zwei Tage nach Projektschluss (Donnerstag) mein Nachfolgeprojekt, das am Dienstag dann schon losging. Dazwischen hatte ich Urlaub, weil - ähnlich wie und positiv für meine Chefs - auch für mich das Office äußerst abschreckend ist: Wohnort <-> Arbeitsort 2h.

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Finanzblog des Jahres? Sicherlich.

Dieser Blog wird ab morgen für den Finanzblog des Jahres Finance Blog of the Year nominiert sein. Die Organisatoren von Smava, einer P2P-Bank, haben mir einen entsprechenden Kommentar an meinen SOA Post  angehängt . Wobei sie verwundert bemerkt haben, dass ich überhaupt keine Kontaktdaten auf der Seite habe... KURZER HINWEIS: Der Blog ist anonym, weil ich ungern beim Kunden oder von meinem Chef darauf angesprochen werden möchte. Ich verdiene kein Geld mit meinen zwölf Lesern am Tag und habe auch keine Werbung. Gehostet wird er in den USA (blogspot.com). Deswegen spare ich mir auch das Impressum. Damit wäre dann auch klar, dass ich nicht gewinnen will. ;)

Thomas Fischer bei der WestLB

2004 kam Thomas Fischer zur WestLB : Die WestLB stand damals vor einem Scherbenhaufen. Einerseits liefen die Landesgarantien auf EU-Weisung im nächsten Jahr aus. Andererseits hatte die Bank die Jahre zuvor durch riskante Investment Banking Geschäfte sehr hohe Verluste eingefahren. Trotzdem darf man die Situation der WestLB 2004 nicht mit ihrer Situation heute verwechseln. Bestimmte Geschäftsbereiche, z.B. Teile des Investment Bankings, galten im Landesbankensektor als attraktiv. Nicht umsonst waren die LBBW und Baden-Württemberg noch 2007 (vor der Finanzkrise) stark an einer Übernahme Fusion mit der WestLB interessiert. Thomas Fischer kam mit einem exzellenten Ruf von der Deutschen Bank. Dort saß er im Vorstand und war Hauptkonkurrent von Josef Ackermann um den Posten des Vorstandsvorsitzenden gewesen. Er war unterlegen und ging. Gehässig könnte man sagen zurecht; dazu später mehr.

Wette: Stephan Kohn passiert gar nichts

Stephan Kohn ist ein seit kurzem beurlaubter Beamter des Bundesinnenministeriums. Er hatte in einem internen Papier, die Corona Strategie der Regierung angezweifelt und hinterfragt. Seine Grundfrage war, ob die Maßnahmen, die wir gegen Corona ergreifen, nicht mehr Leben kosten als Corona selbst. Es braucht keine großen Modellannahmen, um zu diesem Schluss zu kommen. In den Medien wurde er schnurstracks in die rechte Ecke sortiert und als Verharmloser tituliert. Die direkte Reaktion des BMIs war, ihn freizustellen und mit rechtlichen Schritten zu drohen, d.h. der Entfernung aus dem Beamtenstatus. Und ich stelle mich jetzt mal hin und wette, Stephan Kohn passiert gar nichts. Meine Begründung ist ziemlich einfach. Gerichtsverfahren sind immer mit Risiko für beide Parteien versehen. Das Risiko für Stephan Kohn ist überschaubar, weil schon eingetreten. Das Risiko für das BMI und Herrn Seehofer hingegen ist so groß, dass ich überrascht wäre, wenn es überhaupt zu einer Verhandlung kommt