Dem bei Pharmafirmen unpopuläre Leiter des IQWiG (Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen), Sawiecki, wurde wegen „Spesenbetrugs“ entlassen kein neuer Vertrag gegeben. Dass der vermeintliche „Spesenbetrug“ nur Vorwand von CDU und FDP war, um der Pharmawirtschaft einen Gefallen zu tun, ist klar. Ein paar Kommentare der Blogosphäre zu dem Thema hier, hier oder hier.
Interessant ist jetzt ein Spiegelartikel, der die Hintergründe der Entlassung beschreibt. Teure BDO-Wirtschaftsprüfer wurden beauftragt, die Spesenabrechnungen von Sawicki zu untersuchen. Ehrlich gesagt, findet man da bei jedem Berater was. Ich persönlich bin immer sehr unglücklich, wenn mein Taxi mich um 23.30h vor der Haustür absetzt. Das sind 31 Minuten, die mich satte 12€ netto kosten. Gottseidank sind die meisten Taxifahrer hilfsbereit, besonders wenn sie ein Trinkgeld erwarten.
Als Hauptgrund für die Entlassung Nicht-Verlängerung werden ein paar falsche Belege und der Leasing-Dienstwagen genannt. Bei den Belegen hatte er offenkundig private Belege im Gesamtwert von 1000€ abgerechnet, z.B. Rasenmäher-Benzin oder private Parkquittungen. Hierzu kann ich nur sagen, dass Unternehmen die vorgelegten Belege prüfen und die Buchhaltung bei Rasenmäher-Benzin ruhig mal nachfragen kann. Ich hatte vor ein paar Wochen ein kurze Diskussion wegen meiner Internetrechnung. Zudem würde jemand der betrügen will, seine Spuren verwischen, was offenkundig nicht passiert ist.
Der größere Posten ist der Leasing-Wagen. Hier ist BDO auf einen "Schaden" von 40.000€ gekommen. Wow. Der Schaden berechnet sich, indem BDO die zusätzlichen Kosten des Leasing-Wagens den früheren Kosten des Privatwagens entgegenstellt. Den Schlaumeiern von BDO, die kein Gesicht verzogen haben, als sie die Rechnung aufgemacht haben, gebührt fast schon Respekt.
Denn jeder weiß, dass Leasing scheiß teuer ist. Eine Kostenersparnis kann höchstens durch Steuertricks erreicht werden. Hauptgrund für die Beliebtheit von Leasing ist die Bilanzverkürzung: Man kriegt einen Kredit ohne "Schulden" zu machen. Aber auch ohne Eigentum zu erwerben. Zusätzlich gibt es viele Firmen mit Full-Service-Leasing-Verträgen, die Versicherung und Wartung abdecken. Das kostet zwar noch mal extra. Die Firma hat dafür einen Fixpreis, mit dem sie planen kann.
Den Privatwagen eines Mitarbeiters zu nutzen, sollte in jedem Fall billiger für die Firma sein. Die Kilometerpauschale bemisst sich nämlich nicht am Verbrauch und den Kosten, sondern ist global mit 30 Cent pro Kilometer vorgegeben. Für einen Polo ist das eventuell ein gutes Geschäft. Für einen Audi Q7 nicht. Allein der Wertverlust des Q7 im ersten Jahr dürfte die Kilometerpauschale locker auffressen. Dazu kommen noch die miesen Verbrauchswerte plus die Tatsache, dass beim Privatwagen der Mitarbeiter das volle Risiko trägt, z.B. wenn nach Ablauf der Garantie ein Motorschaden auftritt. Wenn also der geleaste Dienstwagen das beste war, was BDO gefunden hat, muss Sawicki ein Heiliger sein. Haha, wie es wohl den BDO Partnern ergangen wäre?
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