Von Thomas Middelhoff bin ich schon länger ein großer Fan. Im Zuge des Ermittlungsverfahrens wegen Untreue und dem Ende des Insolvenzverfahrens kommen dieser Tage ein paar weitere pikante Details zu Middelhoffs Wirken bei Arcandor hoch.
Die Gläubigerquote des Arcandor Konzern beträgt für mich unfassbare ein Prozent, für Insolvenzrechtler wenig überraschend. Für 2 Mrd € Schulden werden also 20 Mio € zurückgezahlt. Das trifft insbesondere uns Steuerzahler hart: Der größte Arcandor Gläubiger ist das Finanzamt mit 500 Mio €. Für die Eigenkapitalgeber (Aktionäre wie Frau Schickedanz) bleibt nichts. Viel schlimmer konnte man es selbst mit Lehman Zertifikaten nicht treffen. Wo die 600 Mio € Eigenkapital aus 2008 hin sind, kann man sich schon fragen. Middelhoff hat die Firma leer gesaugt.
Im Untreue-Verfahren versuchen die Staatsanwälte Middelhoff aus verschiedenen Petitessen einen Strick zu drehen: Methode Al Capone. Weil man ihn wegen der großen Sachen nicht dran kriegt, Versagen allein reicht nicht, versucht man Details zu finden, an denen man sich aufhängen kann. Z.B. eine Zahlung von ca. 800.000 € (715.000 Pfund) an die Said Business School der Oxford University. Middelhoff wollte englischsprachiges Toppersonal für Arcandor rekrutieren. Insgesamt war der Vertrag mit 1,5 Mio Pfund dotiert. Das sei um "ein Vielfaches günstiger" als die Rekrutierung via Personalberater.
Ob Hochschulsponsoring an sich sinnvoll ist, darüber kann man wunderbar streiten. In jedem Fall sind Hochschulmarketing und Employer Branding langfristige Prozesse, die nicht in der Lage sind, kurzfristig Kosten bei Personalberatern zu sparen. Wer wirklich sparen will, dem sei an Stelle der Oxford MBAs und der Personalberater die Investition in die Weiterbildung der eigenen Mitarbeiter empfohlen.
Richtig peinlich (und wohl auch rechtlich kritisch) wird es für Middelhoff, weil er noch kurz vor der Insolvenz eine Zahlung nach Oxford angewiesen hat. Damit hätte er auch bis nach der (für ihn absehbaren) Insolvenz warten können, womit die Gläubigerquote um satte 3,5% gestiegen wäre. Nur wäre er dann wohl nicht mehr Berater der Said Business School, wo er demnächst Auskunft gibt über die "cultural, economic, managerial, strategic, and reputational factors that affected Arcandor’s performance". Realsatire.
Ein anderer Punkt, der durch die Staatsanwaltschaft geprüft wird, sind die hohen Reisekosten. 2006 hat Middelhoff Reisekosten von über 800.000€ abgerechnet. Egghead fragt sich zurecht, wie das überhaupt geht. Die Erklärung im Falle Middelhoffs ist, dass er seit 2004 nach einer Bombendrohung an Bord eines Linienflugs nicht mehr Linie fliegen wollte und auf Charterflüge bei Challenge Air umstellte. Das war auch in seinem Arbeitsvertrag so geregelt. Die Airline gehört Josef Esch, im Hauptberuf KölnerPate Immobilienentwickler, bei dem Middelhoff sich privat an Fonds beteiligt hatte, was ein weiterer Untreuevorwurf ist.
Der Privatflug ist ein großer Luxus. Es hätte Middelhoff in der finalen Krise des Unternehmens sicherlich gut zugestanden, diesen Luxus aufzugeben, um etwas Geld zu sparen. Das Sparen blieb dann aber an den Verkäufern hängen. Hätte Middelhoff seine Reisekosten 2006 nur um 300.000€ pro Jahr gesenkt, wäre die Insolvenzmasse um sagenhafte 1 Mio € gestiegen, sprich 5%.
Aber die Wirtschaftsprüfer haben ja quartalsweise die Flüge überprüft. Welche Wirtschaftsprüfer? Die Sparfüchse von BDO! Dieselben Jungs, die am liebsten Leasingwagen aus Unternehmen verbannen wollen, haben kein Problem mit einem Vorstandsvorsitzenden, der ein Privatflugzeug nimmt, um 80 km zu fliegen. Chapeau.
Die Gläubigerquote des Arcandor Konzern beträgt für mich unfassbare ein Prozent, für Insolvenzrechtler wenig überraschend. Für 2 Mrd € Schulden werden also 20 Mio € zurückgezahlt. Das trifft insbesondere uns Steuerzahler hart: Der größte Arcandor Gläubiger ist das Finanzamt mit 500 Mio €. Für die Eigenkapitalgeber (Aktionäre wie Frau Schickedanz) bleibt nichts. Viel schlimmer konnte man es selbst mit Lehman Zertifikaten nicht treffen. Wo die 600 Mio € Eigenkapital aus 2008 hin sind, kann man sich schon fragen. Middelhoff hat die Firma leer gesaugt.
Im Untreue-Verfahren versuchen die Staatsanwälte Middelhoff aus verschiedenen Petitessen einen Strick zu drehen: Methode Al Capone. Weil man ihn wegen der großen Sachen nicht dran kriegt, Versagen allein reicht nicht, versucht man Details zu finden, an denen man sich aufhängen kann. Z.B. eine Zahlung von ca. 800.000 € (715.000 Pfund) an die Said Business School der Oxford University. Middelhoff wollte englischsprachiges Toppersonal für Arcandor rekrutieren. Insgesamt war der Vertrag mit 1,5 Mio Pfund dotiert. Das sei um "ein Vielfaches günstiger" als die Rekrutierung via Personalberater.
Ob Hochschulsponsoring an sich sinnvoll ist, darüber kann man wunderbar streiten. In jedem Fall sind Hochschulmarketing und Employer Branding langfristige Prozesse, die nicht in der Lage sind, kurzfristig Kosten bei Personalberatern zu sparen. Wer wirklich sparen will, dem sei an Stelle der Oxford MBAs und der Personalberater die Investition in die Weiterbildung der eigenen Mitarbeiter empfohlen.
Richtig peinlich (und wohl auch rechtlich kritisch) wird es für Middelhoff, weil er noch kurz vor der Insolvenz eine Zahlung nach Oxford angewiesen hat. Damit hätte er auch bis nach der (für ihn absehbaren) Insolvenz warten können, womit die Gläubigerquote um satte 3,5% gestiegen wäre. Nur wäre er dann wohl nicht mehr Berater der Said Business School, wo er demnächst Auskunft gibt über die "cultural, economic, managerial, strategic, and reputational factors that affected Arcandor’s performance". Realsatire.
Ein anderer Punkt, der durch die Staatsanwaltschaft geprüft wird, sind die hohen Reisekosten. 2006 hat Middelhoff Reisekosten von über 800.000€ abgerechnet. Egghead fragt sich zurecht, wie das überhaupt geht. Die Erklärung im Falle Middelhoffs ist, dass er seit 2004 nach einer Bombendrohung an Bord eines Linienflugs nicht mehr Linie fliegen wollte und auf Charterflüge bei Challenge Air umstellte. Das war auch in seinem Arbeitsvertrag so geregelt. Die Airline gehört Josef Esch, im Hauptberuf Kölner
Der Privatflug ist ein großer Luxus. Es hätte Middelhoff in der finalen Krise des Unternehmens sicherlich gut zugestanden, diesen Luxus aufzugeben, um etwas Geld zu sparen. Das Sparen blieb dann aber an den Verkäufern hängen. Hätte Middelhoff seine Reisekosten 2006 nur um 300.000€ pro Jahr gesenkt, wäre die Insolvenzmasse um sagenhafte 1 Mio € gestiegen, sprich 5%.
Aber die Wirtschaftsprüfer haben ja quartalsweise die Flüge überprüft. Welche Wirtschaftsprüfer? Die Sparfüchse von BDO! Dieselben Jungs, die am liebsten Leasingwagen aus Unternehmen verbannen wollen, haben kein Problem mit einem Vorstandsvorsitzenden, der ein Privatflugzeug nimmt, um 80 km zu fliegen. Chapeau.
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