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Wenn so Provinzstadt aussieht

Der Spiegel hatte diesen Monat einen Artikel zur Bahn und den deutschen Hochgeschwindigkeitsstrecken: Superzug auf Schleichfahrt. Ein paar Details sind interessant, die grobe Richtlinie aber wenig neu. Dass die Verschiebung der Entwicklungsverantwortung von der Bahn zu den Lieferanten (sprich Siemens) ein Griff ins Klo war, ist schon lange bekannt. Sich auf die Anforderungen beschränken, um Kosten zu sparen, reicht bei einem Individualprodukt eben nicht. Ebensowenig wie Züge schnell fahren können, wenn die Strecke es nicht hergibt, weil die Strecke aus Wilhelminischen Zeiten stammt.

Einen Kritikpunkt hingegen teile ich nicht:
"Zudem sorgen die föderalistischen Machtstrukturen der Bundesrepublik dafür, dass Provinzstädte, die kaum einen Regionalzug ernähren können, ICE-Bahnhöfe bekommen. Das zwingt den schnellsten Zug zur Schleichfahrt." 
Als Beispiel werden Montabaur und Limburg genannt sowie Göttingen, Mannheim oder Darmstadt. Als Vorbild wird Frankreich genannt, wo der TGV teilweise ohne Halt von Paris nach Marseille fährt.

Jetzt ist der Vergleich mit Frankreich auf vielen Ebenen unfair. Abgesehen von der unterschiedlichen Geographie und Siedlungsstruktur, sei auf die massiven Steuergelder verwiesen, die investiert wurden, um die Strecken zu bauen. Zudem hat Deutschland bei mehr Einwohnern eine geringere Fläche als Frankreich. Das führt z.B. dazu, dass die 22. größte Agglomeration Deutschlands, Bielefeld, in Frankreich auf Platz 10 wäre (größer als Toulon). Der Großraum Mannheim übrigens hat 1,25 Mio Einwohner und läge in Frankreich auf Platz 4. Wenn so Provinzstadt aussieht...

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Wette: Stephan Kohn passiert gar nichts

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