Direkt zum Hauptbereich

Echter Reichtum 2010

In einer bekannten Szene von Wallstreet, Gekko (Michael Douglas) und Buddy (Charlie Sheen) sitzen gerade in einer Stretch-Limousine, klärt Gekko Buddy auf, was echter Reichtum sei:
"Wake up, will ya pal? If you're not inside, you're outside, OK? And I'm not talking a $400,000 a year working Wall Street stiff flying first class and being comfortable, I'm talking about liquid. Rich enough to have your own jet. Rich enough not to waste time. Fifty, a hundred million dollars, Buddy."

Im Kern macht er sich lustig über die kleinbürgerliche Vorstellung von Reichtum, die Buddy hat (und damit ein Großteil der Zuschauer): Flüge erster Klasse, den Skiurlaub im Frühjahr und der weihnachtliche Trip in die Karibik, die Villa, der große Fernseher, das Cabrio, die Tasche von Prada ... Ha, wie spießig.

Bei Stone neigt man schnell dazu, seine Charaktere als überzeichnet zu verstehen. Manchmal versucht er zu stark, die Message nach Hause zu bringen. Hier nicht. Die Realität hat Gekko schon längst überholt; seine 80er Jahre Vorstellung von Reichtum ist selbst schon wieder spießig. Nur 100 Mio $?

Echter Reichtum 2010 bedeutet mehr als den Privatjet, selbst mehr als den eigenen Fußballclub oder die Rennyacht. Echter Reichtum 2010 bedeutet zu spenden, wie jetzt geschehen in den USA. 30 38 der reichsten Amerikaner haben es Bill Gates und Warren Buffett gleich getan und stiften die Hälfte ihres Vermögens nach ihrem Tod für gute Zwecke. Im spießigen Deutschland fand sich bisher noch kein Milliardär mit ähnlichen Intentionen. Im Gegenteil: Es gab sogar Motze.



Ganz selbstlos ist das Stiften jedenfalls nicht. Die Stiftung kann mit der in den USA sehr viel garstigeren Erbschaftssteuer verrechnet werden. Und anders als eine Steuer, über deren Verwendung dann alle demokratisch entscheiden können, behält sich der Stifter das Recht vor, über die gemeinnützige Verwendung zu entscheiden. Wobei gemeinnützig an sich eben nicht gleichzusetzen ist mit dem größtmöglichen Allgemeinnutzen.

Ein schönes Beispiel sind amerikanische Kunst-Museen. Die Liste der Spender in den Eingangshallen der Museen ist lang. Und die Sammlungen sind unglaublich. Im Metropolitan denkt man, Rockefeller hätte einen Raubzug durch Europa gemacht und alles eingepackt, was Rang und Klasse hatte. Ob es aber den größtmöglichen Allgemeinnutzen bringt, Millionen nicht gezahlter Steuern für den Erwerb von hochpreisiger Kunst aufzuwenden?

Griffiger wird es, wenn man sich eine Stiftung von Bill Gates ansieht: sein Cambridge Stipendium. Mission Statement:
"Gates Cambridge Scholarships are awarded to outstanding students from outside the UK to study at the University of Cambridge. The programme aims to build a global network of future leaders committed to improving the lives of others."
Ein Kumpel fasste das mal so zusammen: Hier wird hoch priviligierten Studenten auch noch Geld in den Hintern gepustet.
Zu Gates Ehrenrettung sei angemerkt, dass er auch sehr sinnvolle Sachen mit seinem Geld anstellt, insbesondere vermeidbare Krankheiten in Afrika ausrotten... Ist schon früher super gelaufen: Am Gates'schen Wesen soll die Welt genesen.

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Finanzblog des Jahres? Sicherlich.

Dieser Blog wird ab morgen für den Finanzblog des Jahres Finance Blog of the Year nominiert sein. Die Organisatoren von Smava, einer P2P-Bank, haben mir einen entsprechenden Kommentar an meinen SOA Post  angehängt . Wobei sie verwundert bemerkt haben, dass ich überhaupt keine Kontaktdaten auf der Seite habe... KURZER HINWEIS: Der Blog ist anonym, weil ich ungern beim Kunden oder von meinem Chef darauf angesprochen werden möchte. Ich verdiene kein Geld mit meinen zwölf Lesern am Tag und habe auch keine Werbung. Gehostet wird er in den USA (blogspot.com). Deswegen spare ich mir auch das Impressum. Damit wäre dann auch klar, dass ich nicht gewinnen will. ;)

Literaturempfehlung und Promotionsverfahren

Am Donnerstag schaue ich nach langer Zeit wieder mal bei "meinem" Lehrstuhl rein, wo ich knapp ein Jahr beschäftigt war. Es soll dort tatsächlich jemand die Promotion erhalten. Das will ich mit eigenen Augen sehen. Und ich war schon lange nicht mehr dort. Parallel dazu hat mir meine Freundin " Der ganz normale Wahnsinn - Vom Umgang mit schwierigen Menschen " geschenkt. Ein tolles Buch. Zum ersten Mal hatte ich das Buch am Lehrstuhl an der Hand und habe das Kapitel über narzißtische Persönlichkeiten gelesen. Mein Prof. war nämlich eine. Von neun DSM IV Kriterien erfüllt er locker sechs. Ein anderer Kollege, der schon deutlich länger dabei war, tippte auf acht. Fünf deuten auf die Störung hin. Eine Episode: Ein Assistent hatte ein Paper erfolgreich bei einer Konferenz untergebracht. Der Prof. hatte das Paper gereviewt. Trotzdem stellte der Professor das Paper als seine Leistung war. Der Assistent hatte ja nur "seine Gedanken" umgesetzt (Kriterium 1: Übertre...

Der Berater Hemdensprint

Ich hatte am Montag Abend mit meinem Chef einen Termin beim Kunden, um mich vorzustellen. Der Termin lief so la la . Sie wollten gerne Erfahrungen in der bei ihnen eingesetzten Komponente, die Marktrisiko abdeckt. Ich hingegen verfüge über Erfahrungen mit einer anderen Komponente der Produktfamilie, für Kreditrisiko. Beide Komponenten werden unter demselben Namen vertrieben, es sind aber zwei ganz unterschiedliche Produkte. Eins ist webbasiert , das andere läuft serverseitig . Immerhin verwenden beide das gleiche Farbschema . Der Kunde fragte diesen Unterschied im Gespräch noch einmal explizit nach und verzog das Gesicht, als ich "Nein, mit [...] habe ich keine Erfahrung" antworten musste. Für den Termin hatte ich Sonntag Nacht extra noch zwei Hemden gebügelt. Ich bügele nicht mit Dampf (saut immer so rum ), sondern nutze einen Pflanzenbefeuchter . Der Pflanzenbefeuchter hat den Nachteil, dass die Wäsche nach dem Bügeln noch etwas feucht ist, wenn man ungenau sprüht. Das w...