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Haider in Liechtenstein

Die Hypo Alpe Adria Affäre ist immer wieder für ein Schmunzler gut. Dieser Tage wird bekannt, dass sich Jörg Haider wohl einen Teil des Kuchens abgeschnitten hat. Einige Liechtensteiner Konten wurden im Zuge von Korruptionsermittlungen gefunden. Das Geld sei aber weg: „Haider hat sich bitter beschwert, dass der Depp das Geld verspekuliert hat.“

Das mag im konkreten Einzelfall stimmen. Man sollte aber die Börsenweisheit im Hinterkopf behalten: Das Geld ist nicht weg, es hat nur wer anders. Tatsächlich sind der Finanzmarkt und das Spekulieren gute Werkzeuge zur Geldwäsche. Das Grundprinzip läuft in etwa so, auch wenn die technische Abwicklung natürlich sehr viel komplexer sein dürfte:
  1. Ich habe einen Pool sauberen Geldes und einen Pool mit Schwarzgeld.
  2. Mit dem Schwarzgeld spekuliere ich am Kapitalmarkt. Statt auf Gewinn zu gehen, gehe ich auf Sicherheit. Ich teile meine Wetten derart auf, dass ich abzüglich der Transaktionskosten immer wieder meinen Ursprungsbetrag verdiene. Kleines Beispiel aus dem Kasino: Ich setze 18/37 auf Schwarz und Rot und 1/37 auf die Null.
  3. Am Ende hat eine Wette gewonnen. Hierhin schiebe ich jetzt mein sauberes Geld. Der Wettgewinn stellt dann legale Einkünfte dar. Die Verluste? Wer kümmert sich schon um Verluste...
Wie gesagt, in Realität wird die Abwicklung sehr viel aufwendiger sein. Die Grundidee sollte aber klar geworden sein. Ob Haiders Geld also wirklich weg ist oder in der Karibik beim "Depp", kann niemand wissen.

Wer das für eine banale Anekdote hält: Im Zuge der Finankrise ist vermehrt Schwarzgeld in den Finanzsektor vorgedrungen. Und es gibt manche Stimmen, die den Boom der Derivate explizit auf die Geldwäsche zurückführen. So viel dazu.

Und wo ich gerade zur Hypo Alpe Adria schreibe hier noch eine Textpassage, die ich seit Urzeiten kommentieren wollte:
"Ingrid Flick und der frühere Deutsche-Bahn-Chef Dürr bestätigten am Donnerstag, dass sie 2007 mit Genussscheinen an dem exklusiven Fonds des späteren HGAA-Chefs Berlin beteiligt waren. "Sie hat eine Million investiert. Für Frau Flick war das ein eher bescheidenes Investment", teilte etwa der Vorstandschef der Flick-Privatstiftung, Jörg-Andreas Lohr, mit. Nach relativ kurzer Zeit habe die Witwe des Milliardärs Friedrich-Karl Flick annähernd 400.000 Euro Gewinn gehabt - also eine Rendite von 40 Prozent." [spiegel.de
Wenn ein Investor 40% Rendite in wenigen Monaten verdient (sprich über 100% aufs Jahr gerechnet) und das bei einem risikofreien An- und Verkaufsgeschäft mit viel politischer Intervention, sollte er wissen, dass es nicht mit lauteren Dingen zugeht. Dass Deutschlands Elite ein schlechtes Gewissen hätte, habe ich nicht vernommen. Na ja, war ja auch nur ein "bescheidenes Investment".

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