Dank der Finanzkrise wird mir immer wieder mein fehlendes Gespür für Ironie und Sarkasmus vor Augen geführt. Immer wieder lese ich Artikel in deutschen Qualitätszeitungen, wo ich baff davorstehe und mich frage: Meinen die das wirklich ernst? Das muss einfach ein Witz sein.
Heute kommentiert die FTD die Boni der Deutschen Pfandbriefbank. Die FTD verwendet immer noch den alten Konzernnamen Hypo Real Estate (HRE), der schon seit über einem Jahr nicht mehr gültig ist. Personalabteilungen sind da weniger nachsichtig als das Ressortlektorat.
Grundtenor des Kommentars: Die Summen seien vernachlässigbar, arbeitsrechtlich geboten und generell notwendig, um gute Mitarbeiter zu halten:
Man könnte sich schon an den "nicht gerade exorbitanten" 18.000 Euro aufhängen. Bei mir (Akademiker mit mehreren Jahren Berufserfahrung) wären 18.000€ mehr als Dreimonatsgehälter, sprich "exorbitant". Wie es in der Redaktion der FTD aussieht, weiß ich nicht.
Schlimmer als das "nicht gerade exorbitant" ist aber das "rein rechnerisch". Hier wird ein Durchschnittsbonus berechnet, indem die Gesamtsumme auf alle Mitarbeiter umgelegt wird; also auch auf den Portier und die Buchhalterin aus der Reisekostenstelle mit der 60% Stelle, ein gängiger Trick: Das arithemtische Mittel ist ein beliebter Weg, Ausreißer zu vertuschen. In Realität wird es wohl einzelne Mitarbeiter geben, die deutlich drüber liegen und die breite Masse, die wenig bis gar nichts bekommen.
Jetzt zu den Arbeitsverträgen. Wenn man den Text so liest, glaubt man fast, dass es sich ausschließlich um neue Arbeitsverträge handelt, bei denen Boni eingesetzt werden, um Talente für die Bank zu rekrutieren. Das halte ich aber für relativ unwahrscheinlich: Jeder, der heute bei der Deutschen Pfandbriefbank anfängt, wäre gut beraten, keine variablen Gehaltsbestandteile zu akzeptieren. Wer kann schon wissen, wie lang man da ist? Und wer will sein Schmerzensgeld schon gegenüber Politik und öffentlicher Meinung rechtfertigen? Deshalb lieber Fixgehalt.
Aber eventuell meint die FTD ja auch, dass es wichtig für die Deutsche Pfandbriefbank ist, die guten Altmitarbeiter von HRE und Depfa zu halten. Die kennen ja das Geschäft der Bank so gut und haben sich in der Vergangenheit bereits mächtig mit Ruhm bekleckert... 40 Mrd sind auch ein Statement. Ganz abgesehen davon, dass fast zwei Jahre nach Fastinsolvenz ohnehin keine ehemaligen Topperformer mehr in der Bank sein dürften. Wozu gibt es Headhunter?
Heute kommentiert die FTD die Boni der Deutschen Pfandbriefbank. Die FTD verwendet immer noch den alten Konzernnamen Hypo Real Estate (HRE), der schon seit über einem Jahr nicht mehr gültig ist. Personalabteilungen sind da weniger nachsichtig als das Ressortlektorat.
Grundtenor des Kommentars: Die Summen seien vernachlässigbar, arbeitsrechtlich geboten und generell notwendig, um gute Mitarbeiter zu halten:
"Denn gerade ein Institut wie die HRE braucht gute Mitarbeiter, und die gibt es nicht zu Magergehältern. [...] [D]er Bonus war vielen der 1400 Begünstigten ursprünglich ohnehin per Arbeitsvertrag zugesichert worden. [...] [Z]umal sich rein rechnerisch pro Kopf die nicht gerade exorbitante Summe von knapp 18.000 Euro ergibt." [FTD: Sinnvoller Bonus für die Müllmänner von der HRE]
Man könnte sich schon an den "nicht gerade exorbitanten" 18.000 Euro aufhängen. Bei mir (Akademiker mit mehreren Jahren Berufserfahrung) wären 18.000€ mehr als Dreimonatsgehälter, sprich "exorbitant". Wie es in der Redaktion der FTD aussieht, weiß ich nicht.
Schlimmer als das "nicht gerade exorbitant" ist aber das "rein rechnerisch". Hier wird ein Durchschnittsbonus berechnet, indem die Gesamtsumme auf alle Mitarbeiter umgelegt wird; also auch auf den Portier und die Buchhalterin aus der Reisekostenstelle mit der 60% Stelle, ein gängiger Trick: Das arithemtische Mittel ist ein beliebter Weg, Ausreißer zu vertuschen. In Realität wird es wohl einzelne Mitarbeiter geben, die deutlich drüber liegen und die breite Masse, die wenig bis gar nichts bekommen.
Jetzt zu den Arbeitsverträgen. Wenn man den Text so liest, glaubt man fast, dass es sich ausschließlich um neue Arbeitsverträge handelt, bei denen Boni eingesetzt werden, um Talente für die Bank zu rekrutieren. Das halte ich aber für relativ unwahrscheinlich: Jeder, der heute bei der Deutschen Pfandbriefbank anfängt, wäre gut beraten, keine variablen Gehaltsbestandteile zu akzeptieren. Wer kann schon wissen, wie lang man da ist? Und wer will sein Schmerzensgeld schon gegenüber Politik und öffentlicher Meinung rechtfertigen? Deshalb lieber Fixgehalt.
Aber eventuell meint die FTD ja auch, dass es wichtig für die Deutsche Pfandbriefbank ist, die guten Altmitarbeiter von HRE und Depfa zu halten. Die kennen ja das Geschäft der Bank so gut und haben sich in der Vergangenheit bereits mächtig mit Ruhm bekleckert... 40 Mrd sind auch ein Statement. Ganz abgesehen davon, dass fast zwei Jahre nach Fastinsolvenz ohnehin keine ehemaligen Topperformer mehr in der Bank sein dürften. Wozu gibt es Headhunter?
Kommentare
Kommentar veröffentlichen