Direkt zum Hauptbereich

I Create Nothing. I Own.

Letzte Woche habe ich mit Kollegen "The International" gesehen. Plot nach moviepilot.de: "[E]r thematisiert das Verbrechen von Bankern, die global agieren und über Leichen gehen." 

Wer vom Film erwartet, Einblick in die Finanzkrise zu bekommen, wird enttäuscht. Die Verbrechen der Banker beziehen sich nicht auf Insidergeschäfte, Hypothekenbetrug, Schnellballsysteme oder dem Zusammenbrauen von exotischen/toxischen "Finanzprodukten". Stattdessen geht es um handfeste Verbrechen wie Mord und Waffenhandel. Vorbild für den Film ist die Bank of Credit and Commerce International (BCCI). Die BCCI fungierte als Hausbank von Manuel Noriega und der CIA.

Aus filmischer Sicht kann ich die Entscheidung des Regisseurs gut verstehen: Mord und Waffenhandel bieten ein höheres Action/Thriller-Potential als White Collar Crimes. Ich empfinde es dennoch als vertane Chance, nicht auf die aktuelle Situation eingegangen zu sein. Eine weitere vertane Chance: Clive Owen schläft nicht mit Naomi Watts.

Dass es anders geht, zeigt mein Lieblingswirtschaftsfilm Wall Street. Zwei Filmzitate aus einer langen Liste sehr wahrer Aussagen des Films:

"Stop going for the easy buck and start producing something with your life. Create, instead of living off the buying and selling of others." [C. Fox]
"The richest one percent of this country owns half our country's wealth, five trillion dollars. One third of that comes from hard work, two thirds comes from inheritance, interest on interest accumulating to widows and idiot sons and what I do, stock and real estate speculation. It's bullshit. You got ninety percent of the American public out there with little or no net worth. I create nothing. I own." [G. Gekko]
Deshalb: Bevor Ihr The International im Kino guckt, Wall Street auf DVD holen.

Kommentare

  1. Vom Mangel eines Bezuges zur Bankenkrise mal ganz abgesehen, muss ich festhalten, dass The International einfach ein schlechter Film ist.

    Erst kommt er wie ein guter deutscher Krimi daher, sehr realitätsnah, aber sobald der Film sich geographisch nach USA bewegt lässt er stark nach. Die Schießerei im MoMA setzt dem ganzen die Krone auf. Da versucht nun plötzlich ein sehr europäischer Film eine schnelle Hollywood Action Szene zu integrieren. Meiner Meinung nach ist die Szene vollkommen in die Hose gegangen. So lustloses rumgeballer. Das kann Hollywood besser und hätte ein europäischer Film eigentlich gar nicht nötig.

    So genug für heute...

    AntwortenLöschen

Kommentar veröffentlichen

Beliebte Posts aus diesem Blog

Finanzblog des Jahres? Sicherlich.

Dieser Blog wird ab morgen für den Finanzblog des Jahres Finance Blog of the Year nominiert sein. Die Organisatoren von Smava, einer P2P-Bank, haben mir einen entsprechenden Kommentar an meinen SOA Post  angehängt . Wobei sie verwundert bemerkt haben, dass ich überhaupt keine Kontaktdaten auf der Seite habe... KURZER HINWEIS: Der Blog ist anonym, weil ich ungern beim Kunden oder von meinem Chef darauf angesprochen werden möchte. Ich verdiene kein Geld mit meinen zwölf Lesern am Tag und habe auch keine Werbung. Gehostet wird er in den USA (blogspot.com). Deswegen spare ich mir auch das Impressum. Damit wäre dann auch klar, dass ich nicht gewinnen will. ;)

Thomas Fischer bei der WestLB

2004 kam Thomas Fischer zur WestLB : Die WestLB stand damals vor einem Scherbenhaufen. Einerseits liefen die Landesgarantien auf EU-Weisung im nächsten Jahr aus. Andererseits hatte die Bank die Jahre zuvor durch riskante Investment Banking Geschäfte sehr hohe Verluste eingefahren. Trotzdem darf man die Situation der WestLB 2004 nicht mit ihrer Situation heute verwechseln. Bestimmte Geschäftsbereiche, z.B. Teile des Investment Bankings, galten im Landesbankensektor als attraktiv. Nicht umsonst waren die LBBW und Baden-Württemberg noch 2007 (vor der Finanzkrise) stark an einer Übernahme Fusion mit der WestLB interessiert. Thomas Fischer kam mit einem exzellenten Ruf von der Deutschen Bank. Dort saß er im Vorstand und war Hauptkonkurrent von Josef Ackermann um den Posten des Vorstandsvorsitzenden gewesen. Er war unterlegen und ging. Gehässig könnte man sagen zurecht; dazu später mehr.

Wette: Stephan Kohn passiert gar nichts

Stephan Kohn ist ein seit kurzem beurlaubter Beamter des Bundesinnenministeriums. Er hatte in einem internen Papier, die Corona Strategie der Regierung angezweifelt und hinterfragt. Seine Grundfrage war, ob die Maßnahmen, die wir gegen Corona ergreifen, nicht mehr Leben kosten als Corona selbst. Es braucht keine großen Modellannahmen, um zu diesem Schluss zu kommen. In den Medien wurde er schnurstracks in die rechte Ecke sortiert und als Verharmloser tituliert. Die direkte Reaktion des BMIs war, ihn freizustellen und mit rechtlichen Schritten zu drohen, d.h. der Entfernung aus dem Beamtenstatus. Und ich stelle mich jetzt mal hin und wette, Stephan Kohn passiert gar nichts. Meine Begründung ist ziemlich einfach. Gerichtsverfahren sind immer mit Risiko für beide Parteien versehen. Das Risiko für Stephan Kohn ist überschaubar, weil schon eingetreten. Das Risiko für das BMI und Herrn Seehofer hingegen ist so groß, dass ich überrascht wäre, wenn es überhaupt zu einer Verhandlung kommt