Es ist anscheinend durch. Karstadt wird von Nicolas Berggruen übernommen, einem Privatinvestor. Die Interessenten standen nicht gerade Schlage für den Warenhauskonzern. Am Ende lagen drei Angebote vor, eines davon von Karstadts Vermieter, Highstreet (s. Goldman an die Scannerkasse).
Berggruens Übernahme wird in den Medien größtenteils skeptisch gesehen. Er habe kein Knowhow im Einzelhandel, wolle zu wenig Geld in die Filialen investieren und das Warenhaus sei ein Auslaufmodell. Dem Spiegel kommen wohlfeine Zweifel am Konzept. Berggruen selbst bezeichnet die Übernahme als "vielleicht etwas wagemutig".
Von außen hat man natürlich schwer Einblick in die Materie. Es ist recht leicht, Gründe zu finden, warum Berggruen sich vergaloppiert. Wenn Karstadt ein Schnäppchen ist, warum standen dann die üblichen Verdächtigen aus der Private Equity Branche nicht Schlange? Die Bücher geprüft haben sie alle. Generell ist es eine gesunde Haltung, einfachen Lösungen gegenüber skeptisch zu sein.
Andererseits sehe ich verschiedene Faktoren, die für Berggruen sprechen. Da wäre zuallererst, dass ich an den Mist vom Ende des Warenhauses nicht glaube (s. Einkaufszentren und Karstadt). Erfolgreiche Kaufhäuser gibt es in England, Spanien und Frankreich. Selbst im Mall-durchsetzten Amerika gibt es weiterhin Kaufhäuser.
Dann kommt hinzu, dass es mir bei Karstadt weniger darum geht, etwas richtig zu machen, sondern viel mehr darum geht, weniger falsch zu machen. Wer eine laissez-faire Eigentümerin wie Madeleine Schickedanz hat, die Blendern wie Middelhoff, teuren Strategieberatern und Londoner Investment-Bankern auf den Leim geht, auf dem lastet eine schwere Hypothek. Mit Berggruen hingegen hat man einen erfolgreichen Unternehmer als Eigentümer, der rechnen kann und über eigenes Geld verfügt.
Die Punkte, die er ändern will, halte ich für sinnvoll. Seinen Warenhäuser vor Ort mehr Flexibilität und Kompetenzen zu geben, kann funktionieren. Einige ehemalige Karstadt-Warenhäuser versuchen bereits ihr Glück auf eigene Faust. Um das Sortiment qualitativ aufzuwerten, hat er sich eine amerikanische Modefirma mit ins Boot geholt, die über Karstadt den Eintritt in den deutschen Markt schaffen will. Der Gedanke aus Essen die Republik mit einem Einheits-Sortiment (Yorn!) zu vorsorgen, klingt für mich etwas wahnsinnig. Und unnötig, wenn man eine gute IT-Infrastruktur und Logistik hat.
Zu guter letzt: Die finanzielle Situation von Karstadt ist heute, sprich nach der Insolvenz, eine ganz andere. Die Mieten sind gesenkt und die Mitarbeiter verdienen weniger. Die unfassbaren 20 Mrd € Schulden, die auf Arcandor lasteten und finanziert werden wollten, sind dank der Insolvenz ebenfalls aus der Welt geschafft Effekt ist schon mal, dass Karstadt seit der Insolvenz operativ Geld verdient.
Und weil Berggruen keine Heuschrecke ist, darf er mit Hilfe der Politik rechnen. Karstadt wurde bereits kräftig Gewerbesteuer erlassen. In naher Zukunft gehe ich davon aus, dass die Exportversicherungen von Hermes für Karstadt wieder verfügbar sind, so dass Karstadt wieder auf Lieferantenkredite zurückgreifen kann.
Berggruens Übernahme wird in den Medien größtenteils skeptisch gesehen. Er habe kein Knowhow im Einzelhandel, wolle zu wenig Geld in die Filialen investieren und das Warenhaus sei ein Auslaufmodell. Dem Spiegel kommen wohlfeine Zweifel am Konzept. Berggruen selbst bezeichnet die Übernahme als "vielleicht etwas wagemutig".
Von außen hat man natürlich schwer Einblick in die Materie. Es ist recht leicht, Gründe zu finden, warum Berggruen sich vergaloppiert. Wenn Karstadt ein Schnäppchen ist, warum standen dann die üblichen Verdächtigen aus der Private Equity Branche nicht Schlange? Die Bücher geprüft haben sie alle. Generell ist es eine gesunde Haltung, einfachen Lösungen gegenüber skeptisch zu sein.
Andererseits sehe ich verschiedene Faktoren, die für Berggruen sprechen. Da wäre zuallererst, dass ich an den Mist vom Ende des Warenhauses nicht glaube (s. Einkaufszentren und Karstadt). Erfolgreiche Kaufhäuser gibt es in England, Spanien und Frankreich. Selbst im Mall-durchsetzten Amerika gibt es weiterhin Kaufhäuser.
Dann kommt hinzu, dass es mir bei Karstadt weniger darum geht, etwas richtig zu machen, sondern viel mehr darum geht, weniger falsch zu machen. Wer eine laissez-faire Eigentümerin wie Madeleine Schickedanz hat, die Blendern wie Middelhoff, teuren Strategieberatern und Londoner Investment-Bankern auf den Leim geht, auf dem lastet eine schwere Hypothek. Mit Berggruen hingegen hat man einen erfolgreichen Unternehmer als Eigentümer, der rechnen kann und über eigenes Geld verfügt.
Die Punkte, die er ändern will, halte ich für sinnvoll. Seinen Warenhäuser vor Ort mehr Flexibilität und Kompetenzen zu geben, kann funktionieren. Einige ehemalige Karstadt-Warenhäuser versuchen bereits ihr Glück auf eigene Faust. Um das Sortiment qualitativ aufzuwerten, hat er sich eine amerikanische Modefirma mit ins Boot geholt, die über Karstadt den Eintritt in den deutschen Markt schaffen will. Der Gedanke aus Essen die Republik mit einem Einheits-Sortiment (Yorn!) zu vorsorgen, klingt für mich etwas wahnsinnig. Und unnötig, wenn man eine gute IT-Infrastruktur und Logistik hat.
Zu guter letzt: Die finanzielle Situation von Karstadt ist heute, sprich nach der Insolvenz, eine ganz andere. Die Mieten sind gesenkt und die Mitarbeiter verdienen weniger. Die unfassbaren 20 Mrd € Schulden, die auf Arcandor lasteten und finanziert werden wollten, sind dank der Insolvenz ebenfalls aus der Welt geschafft Effekt ist schon mal, dass Karstadt seit der Insolvenz operativ Geld verdient.
Und weil Berggruen keine Heuschrecke ist, darf er mit Hilfe der Politik rechnen. Karstadt wurde bereits kräftig Gewerbesteuer erlassen. In naher Zukunft gehe ich davon aus, dass die Exportversicherungen von Hermes für Karstadt wieder verfügbar sind, so dass Karstadt wieder auf Lieferantenkredite zurückgreifen kann.
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